Abschied & Trauer
Trauerkultur hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert - die Trauer scheint immer weniger Platz in der Gesellschaft zu haben. Erkannte man früher noch an der schwarzen Kleidung, dass jemand in Trauer war, ist das heute weniger üblich, und auch das Trauerjahr ist aus der Mode gekommen. „Wir müssen funktionieren“, „das Leben geht weiter“, „die Zeit heilt alle Wunden" und andere Sprüche weisen darauf hin, dass man sich mit dem Thema Trauer nicht so gerne beschäftigt.
Die Liturgie kann durch bekannte und hilfreiche Rituale unterstützend, tröstend, hoffnungsweckend wirken: wenn ein Wachtgebet gefeiert wird, gibt es die Gelegenheit, sich in Ruhe zu verabschieden, die Gedenkgottesdienste, die in vielen Pfarren und meist zu Allerseelen gefeiert werden, geben dem Verlust und der Trauer nochmals Raum.
Leben nach dem Tod
Christen haben die Hoffnung, dass trotz der Vergänglichkeit des Körpers der Mensch als Person durch den Tod hindurch zu einem neuen, ewigen Leben geführt wird. Dieser Glaube bildet sich auch in der Bestattungs- und Gedächtniskultur ab. Während antike Kulte von der Angst vor den Toten und ihrer Macht über die Lebenden geprägt waren, wussten sich die Christen einer Gemeinschaft zugehörig, in der sowohl die Lebenden wie auch die Toten auf die Liebe Gottes vertrauen können.
Dies zeigt sich auch darin, dass die Verstorbenen unweit der Städte und Dörfer bestattet wurden und so in den Lebensraum der Lebenden hineingenommen blieben. Das christliche Liebesgebot schließt auch die Verstorbenen mit ein. Tote zu begraben und ihr Gedächtnis wach zu halten, wurde zu einem der sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit.
Erd- und Feuerbestattung
Wie schon in den ersten Christengemeinden gilt in der Kirche bis heute die Erdbestattung als die bevorzugte Form. Weil alle Kommunikation im Leben leiblich bzw. sinnlich ist, ist die Gegenwart des Verstorbenen in der Begräbnisliturgie zentral. Mit dem Leichnam sind einerseits Lebenserinnerungen verbunden, andererseits ist er das Symbol für die Hinterbliebenen, den nötigen Abschiedsprozess vollziehen zu können.
Die Feuerbestattung wird überwiegend aus praktischen, hygienischen oder finanziellen Gründen gewählt. Auch die zunehmende Mobilität (Mitnahme der Urne bei Übersiedlung), das Fehlen einer Grabstätte (im plötzlichen Todesfall) bzw. das Fehlen von Angehörigen zur Grabpflege sind Grund für diese Bestattungsform. Maßgeblich bei der Wahl der Bestattungsform ist jedenfalls der Wille der verstorbenen Person.
Mehr: Trauerkultur und Bräuche
Alternative Bestattungsarten
Neben traditionellen Bestattungsarten wie Erdgrab, Erdurnengrab, Urnennische oder Urnenstele bieten einige Friedhöfe in der Diözese Graz-Seckau bereits alternative Bestattungsarten wie Baumbestattung (Urne wird unter einem Baum bestattet), Urnenwiese (Urne wird auf einer freien Fläche ohne Errichtung eines Denkmals bestattet) oder Streuwiese (die Asche wird auf einer dafür vorgesehenen, von der Allgemeinfläche abgegrenzen Fläche, ausgestreut) an. Diese Bestattungsarten zeichnen sich dadurch aus, dass keine Grabpflege gibt, sondern Namen, Kerzen sowie Blumen meist bei einem Gemeinschaftsdenkmal ihren Platz finden.
Die Feier des Begräbnisses
Bereits die Schriften des Alten Testamentes bezeugen, dass Tote zu begraben ein Werk der Barmherzigkeit ist (vgl. Tob 1,17f.). Im Buch Jesus Sirach heißt es: „Schenk jedem Lebenden deine Gaben, und auch dem Toten versag deine Liebe nicht! Entzieh dich nicht den Weinenden, vielmehr trauere mit den Trauernden!“ (Sir 7,33–34). Damit geht die würdige Bestattung und Verabschiedung der Toten einher.
Zentral ist, dass die Hinterbliebenen mit dem verstorbenen Menschen einen Weg zurücklegen („letztes Weggeleit“). Dieser Weg führt in seiner ursprünglichen Form vom Ort der Aufbahrung zur Kirche und von dort zum Friedhof. Die Prozession mit dem Leichnam macht deutlich, dass die verstorbene Person aus der sichtbaren in die jenseitige Welt gegangen ist. Das Kreuz symbolisiert als Zeichen von Tod und Auferstehung Jesu die christliche Hoffnung auf ewiges Leben.
In der Kirche nimmt die versammelte Gemeinde die verstorbene Person ein letztes Mal in die Mitte und feiert Gottesdienst. Das Begräbnis kann als Wortgottesdienst oder Messfeier begangen werden. Die Bestattung wird mit Symbolen begleitet, die an die Taufe und an die Auferstehung erinnern:
- Besprengen mit Weihwasser: „In der Taufe bist du mit Christus begraben worden und hast in ihm neues Leben empfangen. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.“
- Weihrauch über dem Sarg: „Dein Leib war Tempel des Heiligen Geistes. Der Herr nehme dich auf in das himmlische Jerusalem.“
- Aufrichten des Kreuzes beim Grab: „Das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, sei aufgerichtet über deinem Grab. Der Herr schenke dir seinen Frieden.“ (Begräbnisritus)
Mehr: Wie ein kirchliches Begräbnis abläuft
In der Trauern begleitet werden
Der Verlust eines geliebten Menschen und der damit verbundene Schmerz braucht viel Ausdruck, Raum und auch Zeit. Die Trauer darf auf die je eigene Art gelebt werden. Dadurch wird die Heilung von Wunden ermöglicht, neue Lebensfreude kann wachsen.
Es tut gut mit anderen Menschen über den Verlust zu sprechen und im Austausch mit anderen Betroffenen einen neuen Weg im Umgang mit der Trauer zu suchen. Die Nähe Gottes in großer Trauer kann trösten und stärken, die christliche Botschaft kann Hoffnung und neuen Lebensmut schenken. Viele Pfarren sind bemüht, trauernden Menschen zur Seite zu stehen, sei es durch Trauergruppen, Trauerspaziergänge. Einzelgespräche, aber auch durch Gedenkgottesdienste und Glaubensabende. Links und Kontakte finden Sie am Ende der Seite.